Wasserspeicher
Am Schulwald begann die Tour durch den Oberurseler Stadtwald. Obwohl ich sehr kurzfristig zu der zweistündigen Tour eingeladen hatte, waren etwa 20 junge und ältere Interessierte dabei. Auch der einsetzende Regen schreckte die Teilnehmer nicht. Die Biologin Claudia von Eisenhart Rothe und ihr Mann, der Forstwissenschaftler Christoph, erklärten, warum die Lage im Stadtwald unterhalb der Nordumfahrung trotz der abgestorbenen Waldflächen gar nicht so dramatisch ist: Der Wald regeneriere sich an vielen Stellen von selbst. Die abgeholzten Flächen – wegen Borkenkäferbefalls fielen in erster Linie Fichten – seien klein genug dafür, dass die Samen der umstehenden Bäume vom Wind, von Vögeln und von Eichhörnchen darauf verteilt werden konnten. Nun wachse ein mutmaßlich stabiler Mischwald, den man maximal noch mit einigen Mischbaumarten ergänzen könnte. Verbiss durch Wild gebe es an den jungen Bäumen so gut wie keinen. “Hier stimmt die Jagd”, schickten die beiden Naturschützer auch ein Lob an Revierförster Luis Kriszeleit.
Probleme sehen Claudia und Christoph von Eisenhart Rothe hingegen weiter oben im Taunus, wo große Fichtenbestände fielen. Dort müsse es Neuanpflanzungen geben. Alleine schaffe es der Wald dort nicht. Dafür seien die kahlen Flächen zu groß, die klimatischen Begingungen mit viel Sonne und Wind sowie dem trockenen Boden zu extrem.
Die Teilnehmer am Spaziergang hatten reichlich Fragen an die beiden Experten. Diese halten zum Beispiel gar nichts davon, Bäche im Vortaunus zu stauen. Das verändere die Ökologie der Gewässer negativ. Sinnvoll seien hingegen Seitenmulden, die bei Hochwasser nach Starkregen gefüllt würden. Dann könne das Wasser langsam versickern und fließe nicht ungebremst schnell ab. Das sollte schnell passieren, machten Claudia und Christoph von Eisenhart Rothe deutlich.
Sie würden zudem Renaturierungen im Bereich des Urselbachs in Oberursel begrüßen. Da tue sich in der Stadt indes zu wenig, über die Europäische Wasserrahmenrichtlinie zur Verfügung stehende Landesmittel würden nicht abgerufen.
Überhaupt fehle in Oberursel, in der Stadtverwaltung und beim BSO (Bau und Service Oberursel) bei vielen Entscheidungsträgern das ökologische Verständnis. Das zeige sich auch darin, dass Mitarbeiter nicht zu entsprechenden Fortbildungen z.B. der Naturschutzbehörde und der Naturschutzakademie geschickt werden, obwohl diese die Stadt nichts kosten würden. Unverständlich sei auch, dass Oberursel kein Mitglied im Landschaftspflegeverband Hochtaunus ist. Die Mitgliedschaft koste wenige Cent pro Bürger, bringe der Stadt und ihrer Natur über die Kombination mit Naturschutzfördergeldern aber ein Vielfaches.
In Sachen Naturschutz scheint Oberursel noch reichlich Luft nach oben zu haben…